Ein siebtes und leider vorletztes Mal weckt uns heute der Chor der Handywecker, um die letzte Etappe nach Schöllkrippen einzuläuten. Nachdem der Brötchendienst seinen Dienst getan hat, wird rasch gefrühstückt und eine Morgenandacht gefeiert, damit wir trotz des „Ausschlafens“ bis acht Uhr noch deutlich vor dem Abendessen in Schöllkrippen ankommen. Danach werden letzte Zöpfe geflochten, das Auto und die Bollerwagen geladen und nach dem Reisesegen wird aufgesattelt und es geht los.

In Hösbach hält plötzlich ein Auto neben uns. Die Frau, die es fährt möchte sich jedoch nicht etwa beschweren, dass wir die Hälfte der Straße einnehmen, sondern freut sich, dass sie endlich mit uns sprechen kann. Sie hat uns nämlich schon in Klingenberg gesehen und fragt verwundert, ob wir wirklich die gleichen sind. In Dendo hat sie gleich den richtigen Ansprechpartner gefunden und nachdem er ihr erklärt hat, was wir eigentlich machen, ist sie begeistert und wünscht uns noch viel Spaß und eine gute Weiterreise. Das ist ein genialer Moment, da sie uns spüren lässt, dass wir eben nicht nur verwunderte Blicke auf uns ziehen können, sondern auch Freude verbreiten und scheinbar etwas Besonderes, nicht ganz gewöhnliches machen.

Auch, wenn die 14 Kilometer in den Kahlgrund hinein mit den vielen Steigungen bergauf und bergab eigentlich der anstrengendste Teil unserer Route sind, schaffen alle den Weg mit Leichtigkeit. Das Wetter ist absolut genial, um die 25 Grad und eine leichte Brise Wind, außerdem gab es morgens die Möglichkeit, Isomatten und anderen Ballast auszuladen, wodurch unsere Rucksäcke ein sehr angenehmes Tragegewicht erreichen. Auch die Bollerwagen werden mit vereinten Kräften gezogen und geschoben, besonders am Berg hinauf bis zum Waldschwimmbad, an dem traditionell die Mittagspause eingelegt wird. Ein perfekter Platz, nicht nur ziemlich genau auf der Mitte der längstens Steigung, sodass man wieder Kraft tanken kann, sondern zufällig auch nach rund der Hälfte unserer Tagesetappe. Damit die nötigen Vitamine nicht fehlen, ist natürlich wie immer der Apfel-Axel unterwegs um sicherzustellen, dass es nicht weitergeht, bevor dieser Ballast vom Wagen in Magen gewandert ist. Unterwegs sammeln wir dann noch Lea ein und sind bald darauf endlich in „Schölle“ angekommen.

Nach einer Woche liegt nun der ganze Weg hinter uns, von Miltenberg bis nach Schöllkrippen!

Angekommen fläzt sich nach der obligatorischen Gartendusche die eine Hälfte auf die bequemen Sofas im Jugendraum, während der Rest zahllose Einkäufe erledigt um danach das Festessen des Tages zubereiten zu können: Cordon Bleu an Zwiebelrahmsoße und Spätzle an selbstgemachem Kochkäs. Zum Nachtisch dann noch Eis mit heißen Himbeeren – wenn das nicht mal ein würdiges Abschlussessen ist.

Ganz vorbei ist Unter Brücken 2018 aber zum Glück noch nicht, mit Twister und Activity wird ein gemütliches Beisammensitzen eingeläutet, bis es Zeit für die Abendandacht wird. Heute hören wir die Geschichte vom Verlorenen Sohn. Es geht um Abschied und Neuanfang, das, was auch uns heute beschäftigt. Ein bisschen darum, dass etwas nie zu Ende ist, solange man es noch im Herzen trägt und das ist etwas, das für uns mit Unter Brücken immer spürbar bleibt.

Aber dabei bleibt es heute nicht: Es handelt sich um eine extended Version der Standartandacht, eine mit einem Open End. Wir singen so lange, bis Christians Gitarre sich an Plektrons sattgegessen und die eine oder andere Stimme aufgegeben hat. Und obwohl angekündigt wurde, dass wir am nächsten Morgen den Gottesdienst der Gemeinde besuchen werden, schaffen es nicht alle zu christlichen Uhrzeiten in den Schlafraum und man hört, dass sich zu fortgeschrittener Stunde die seltsamsten Gespräche ergeben.

 

Außerdem begannen unsere Notebooks ein Versteckspiel, bei dem wir in unserer Müdigkeit nicht mithalten konnten und deshalb müssen wir uns dafür entschuldigen, dass dieser Text es erst einen Tag später zu einem Blogbeitrag schaffte. Dafür haben wir den letzten gemeinsamen Abend einfach genossen und wenigstens von unserer Seite aus hat sich das definitiv gelohnt!

 

Wir sagen jetzt ein letztes Mal gute Nacht und sind bereits ein wenig wehmütig, das es erst in einem Jahr weiter geht.